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Meeting Brno 2019: Jetzt, wo wir haben, was wir wollten

Die vierte Ausgabe des Festivals widmete sich dem Wert der Freiheit, die wir vor dreißig Jahren errungen haben. Unser Fokus lag auf der Zeit vor 1989 – wir erinnerten daran, wie das Leben für Einzelpersonen und Gruppen aussah, die nicht in das von einem totalitären Regime vorgegebene Schema passten. Gemeinsam mit einer Reihe inspirierender Persönlichkeiten haben wir darüber nachgedacht, ob wir heute tatsächlich das haben, was wir uns damals gewünscht haben, und welche Verantwortung wir in einem freien Staat heute tragen. Wir luden zudem internationale Gäste aus anderen postkommunistischen Ländern Mitteleuropas ein, um uns einen Einblick in die aktuelle gesellschaftliche Stimmung in Staaten mit ähnlicher historischer Erfahrung zu geben.

Viele Konflikte entstehen aus Missverständnissen, die wiederum aus Desinteresse herrühren. Und doch ließen sie sich oft ganz einfach verhindern – durch Begegnung und gegenseitiges Zuhören. Deshalb veranstalten wir jedes Jahr die Versöhnungspilgerfahrt und erinnern an die Opfer der Nachkriegsgewalt unter den deutschsprachigen Brünnerinnen und Brünnern.

An der diesjährigen Pilgerfahrt nahmen auch Zeitzeuginnen des sogenannten Brünner Todesmarsches teil. Sie teilten mit den Festivalbesucherinnen ihre Erinnerungen an das Leben in Brünn, an die Vertreibung und an die Aufnahme in ihrer neuen Heimat. Der abschließende Treffpunkt aller Teilnehmenden am Mendl-Platz war ein Fest der heutigen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Tschechien und Deutschland und stand ganz im Zeichen des 30-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft Brünn–Stuttgart.

Als symbolischen Bestandteil der Versöhnungspilgerfahrt organisierten wir eine Gedenkveranstaltung im berüchtigten Innenhof der Kaunitz-Studentenheime, wo wir gemeinsam der Opfer der Jahre 1939–1945 gedachten – zumeist Widerstandskämpfer*innen und tschechischen Patrioten. Die Veranstaltung fand im Beisein der Oberbürgermeisterin von Brünn, des Oberbürgermeisters von Stuttgart und des deutschen Botschafters statt.

Gemeinsam mit der südmährischen Zweigstelle von Paměť národa (Gedächtnis der Nation) gestalteten wir die multimediale Ausstellung Befreites Brünn!? in den einzigartigen unterirdischen Räumen an einem symbolträchtigen Ort – unweit des Denkmals für die Rote Armee am Mährischen Platz. Anlässlich des 30. Jahrestags der Samtenen Revolution war die Ausstellung dem Kampf um Freiheit in Brünn in den Jahren 1945 bis 1989 gewidmet – mit Stimmen von Zeitzeug*innen, die die Schlüsselmomente unserer Geschichte selbst erlebt haben.

Ein Diskussionsforum zum Thema Dissens bot dem Festivalpublikum die Möglichkeit, Persönlichkeiten zu begegnen, die sich vor 1989 aktiv im Widerstand gegen das Regime engagierten. Zu den Gästen zählten Karel Schwarzenberg, Anna Šabatová, Petr Fiala, Milan Uhde und viele weitere.