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Festival Meeting Brno mit dem Menschenrechtspreis ausgezeichnet

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Beim diesjährigen 75. Sudetendeutschen Tag in Regensburg wurde das Festival Meeting Brno mit dem Menschenrechtspreis ausgezeichnet, der von der Sudetendeutschen Landsmannschaft verliehen wird. An der feierlichen Veranstaltung nahmen Hunderte von Delegierten aus Deutschland, Österreich und der Tschechischen Republik teil, darunter bedeutende politische Persönlichkeiten – der deutsche Innenminister Alexander Dobrindt und der tschechische Bildungsminister Mikuláš Bek.

"Diese Auszeichnung ist für uns ein Geschenk – und auf jedes Geschenk sollte man antworten. Unsere Antwort ist eine Einladung: sich nicht als Gäste und Gastgeber zu begegnen, sondern als Freunde, die gemeinsam ein neues Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte schreiben."

Petr Kalousek

Größer als der Preis ist die Freundschaft

Das Festival wurde für seine langjährige Unterstützung des Verständnisses und der Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen ausgezeichnet. Das sichtbarste Zeichen in diesem Bereich ist die jährliche Versöhnungspilgerreise – ein Marsch von Pohořelice nach Brünn, der symbolisch die Richtung des sogenannten Brünner Todesmarsches von 1945 umkehrt. In seiner Rede bedankte sich der Festivalleiter Petr Kalousek, Initiator der Versöhnungserklärung von 2015, für die verliehene Auszeichnung und betonte, dass der größte Wert des gesamten Engagements die entstandene Freundschaft sei. „Aus der heutigen Auszeichnung haben wir große Freude. Aber noch größerer Wert für uns ist die Freundschaft, die sich zwischen uns in diesen zehn Jahren entwickelt hat“, sagte Kalousek, dessen Worte mit stehenden Ovationen bedacht wurden.

Wunden heilen gemeinsam

Der Vorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bernd Posselt würdigte, dass die Tschechen heute nicht nur ihrer eigenen Opfer, sondern auch der sudetendeutschen gedenken. „Wunden heilen nicht, wenn man sich auf das eigene Schicksal fixiert. Wunden heilen gemeinsam. Ihr habt uns ein Stück Heimat zurückgegeben“, sagte er an die Organisatoren des Festivals gerichtet.

Vom Aufruf zur Entschuldigung zur Versöhnungserklärung

Der Weg zur Versöhnung, dessen Symbol das Festival Meeting Brno geworden ist, hat seine Wurzeln in zivilgesellschaftlichen Initiativen. Bereits im Jahr 2000 rief Ondřej Liška die damalige Führung der Stadt Brünn zu einer Entschuldigung für die Ereignisse im Mai 1945 auf. An diesen Aufruf knüpfte Jaroslav Ostrčilík an, der Märsche von Brünn nach Pohořelice organisierte, um an die gewaltsame Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung der Stadt zu erinnern. Einen entscheidenden Impuls lieferte dann die Literatur – konkret der Roman Die Vertreibung der Gerta Schnirch von Kateřina Tučková. Nach der Lektüre dieses Romans äußerte die Stadt: „Es tut uns leid, was im Jahr 1945 geschehen ist.“ Aus dieser Haltung entstand 2015 die Versöhnungserklärung, deren Annahme vor allem dem damaligen Bürgermeister Petr Vokřál und seinem Stellvertreter Matěj Hollan zu verdanken ist.

Erste Versöhnungspilgerreise und Gründung des Festivals

Die erste Versöhnungspilgerreise (Versöhnungsmarsch) fand im Jahr 2015 statt. Damals kam es zum ersten persönlichen Treffen der Organisatoren mit Mitgliedern der sudetendeutschen Gemeinschaft. Den Namen des Marsches und die Idee der symbolischen Umkehrung der Marschrichtung schlugen Jan Hanák und Tomáš Mozga vor. Im selben Jahr entstand auch das Festival Meeting Brno. Gegründet wurde es von Kateřina Tučková und David Macek, wobei Macek die Inspiration vom italienischen Festival Meeting Rimini mitbrachte, das auf offenen Begegnungen und Respekt vor Vielfalt basiert.

Internationale Plattform für Dialog

Heute ist Meeting Brno ein anerkanntes internationales multigenres Festival, das jedes Jahr ein Programm anbietet, das sich mit deutsch-tschechischen Beziehungen, Fragen von Identität, Erinnerung, Glauben und Freiheit beschäftigt. Die Präsidentin des Festivals Martina Viktorie Kopecká und David Macek sagten in ihrem Auftritt: „Meeting Brno entstand aus dem Bedürfnis, nach Verständnis zwischen Tschechen und Deutschen zu suchen… Uns verbindet die Verantwortung für Europa und die Treue zur Methode, die große europäische Versöhnung ermöglicht hat… Wir berühren Wunden, Orte, die von Hass, Tod, Trennung, Schmerz gezeichnet sind. Und genau von diesen Orten aus begeben wir uns zur rechten Zeit und mit Hoffnung auf eine neue Reise, eine Reise der Versöhnung.“

Sudetendeutsche Tage in Brünn?

Das Festival Meeting Brno lud die Teilnehmer in Regensburg ein, den 76. Sudetendeutschen Tag im Jahr 2026 in Brünn abzuhalten. Die Einladung wurde mit großem Beifall und stehenden Ovationen angenommen. Bernd Posselt erklärte anschließend, dass die Möglichkeit, die Veranstaltung in der Tschechischen Republik abzuhalten, offen erwogen werden sollte. Nach Ansicht unseres Teams wäre dies nicht nur eine symbolische Geste, sondern auch ein Zeichen gegen den zunehmenden Nationalismus und Hass in Europa.

Dank an alle, die dabei waren

Wir danken allen, die das Festival über die Jahre hinweg unterstützt haben – Vertretern der Stadt Brünn und der Südmährischen Region, Partnern, Künstlern und Freiwilligen sowie der breiten Öffentlichkeit. Besonders danken wir allen heutigen und ehemaligen Mitarbeitenden und Kolleginnen und Kollegen, die an der Entstehung und Entwicklung des Festivals beteiligt waren. Ohne Menschen, die keine Angst hatten, die Idee des Verständnisses zu unterstützen – trotz Zweifel oder Kritik – würden wir heute nicht an diesem Ort stehen. Diese Auszeichnung gehört uns allen.

Meeting Brno 2026

📅 22.–31. Mai 2026
🚶‍♂️ Versöhnungsmarsch: 23. Mai 2026